Sitcoms sind nicht aus dem Blauen entstanden, sie haben schon eine gewisse Tradition im US-Fernsehen. Vielleicht könnte man sogar eine Traditionslinie bis ins Radio konstruieren. Im amerikanischen Fernsehen der 50er Jahre war es nicht nur üblich, Sitcoms und Unterhaltungssendungen vor Publikum live aufzuzeichnen, sondern sogar live auszustrahlen. Aus diesem Live-Charakter heraus entstand diese eigene Ästhetik, also eher Bühnenstück-Charakter und Live-Publikum.
'King of Queens' ist ein sehr gutes Beispiel für eine vor Publikum aufgezeichnete Serie. Seltener gezeigte Außenaufnahmen werden dem Publikum im Studio sogar bei der Aufzeichnung eingespielt, um die Reaktion des Publikum einzufangen.
Die Serie 'Eine schrecklich nette Familie' wurde immer schon ausschließlich ohne Publikum aufgezeichnet. Bei der deutschen Synchronisation fällt der Unterschied nicht so gewaltig auf, weil natürlich alles nachvertont wird, inklusive der Lacher. Deshalb kann man davon ausgehen, dass viele Lacher aus einer der Konserven stammen, die bereits in den 60er Jahren im amerikanischen Fernsehen verwendet wurden. Den wahren Unterschied erkennt man manchmal im schlechten Timing der Schauspieler, wenn sie Pointen raushauen sollen. Vor Live-Publikum funktioniert das oft besser, weil die Schaupieler ein unmittelbares Feedback vom Publikum bekommen. Das merkt man ganz besonders bei den alten Hasen des Geschäfts, die ihr Handwerk noch im Theater gelernt haben.
Der Erfolg gibt ihnen Recht. Auch wenn es Ausnahmen gibt, die erfolgreichsten Sitcoms werden meistens live aufgezeichnet. Vielleicht ist das auch eine Art Traditionspflege. Jedenfalls unterhalten die großen Filmstudios immer noch Live-Stages, die nicht nur für Late Night oder andere Unterhaltungsformate genutzt werden, weil Sitcoms eben auch ein wenig von diesem Live-Mythos leben.
Meine Beobachtung ist dabei auch, dass sehr häufig die Sitcoms live aufgezeichnet werden, deren Hauptdarsteller vom Bühnenfach kommen. Die meisten haben dann eine Vorgeschichte als Stand-Up-Comedian.